Saturday, December 20, 2008

#15

Hmm, der Tobi Tobbes hat mir vor einer Weile nahe gelegt, meine Blogbeiträge kürzer zu halten und statt dessen öfter zu posten... Ich versuchs mal: Gerade bin ich bei der Familie im Hannöverschen, wie es früher beim Frühstüxradio so hieß. Heißt also Weihnachtscountdown, Freunde treffen, ausruhen... Kommt mir alles sehr gelegen... Und los ist in Hannover gerade vieles, z.B. auf der Kunstebene: Nam June Paik, Andreas Feininger, Omer Fast und viele mehr. Wenn ich alles gesehen habe, gibt es hier natürlich Infos und die wärmsten Empfehlungen...

Im Musikbereich leuchtet nur der 27. Dezember, da gibt es eine kleine Familienfeier in der Sturmglocke mit Girolamos Walk, Jaguar of my Dreams, Fargo und Images. Das wird schön.

Der Matthias aus K-Town ist mir ja als Jonglage-Aktiver schon eine Weile bekannt und hat mir unlängst einen Link zu seinem ersten Video geschickt. Gefällt mir gut, es ist schon ziemlich angenehm, dass mal mit etwas anderem um sich geworfen wird als mit den üblichen bunten Plastikkeulen, etc...

So, jetzt bin ich auch schon am Ende und hätte beinahe vergessen, euch meine aktuellen Ohrwürmer ans Herz zu legen:

Okkervil River - Happy Hearts
Ein unglaublich fragiles Lied, das Will Sheff zusammen mit dem manisch-geniale, Daniel Johnston aufgenommen hat. Mir ging das Stück immer ziemlich auf den Wecker, bis es vor einer Weile Klick machte und mich das Lied nicht mehr verließ. Hilfe, ich denke sogar darüber nach, mir den U.N.C.O.N.D.I.T.I.O.N.A.L. L.O.V.E. - Part irgendwann mal in irgend einer Form tätowieren zu lassen. Ach, ich überlass das Reden mal jmd. anderem, schöner kann ich es nämlich auch nicht sagen...

Okkervil River - I Came Here to Say I'm Going Away
Gleich nochmal Okkervil River mit einem Serge Gainsbourg-Cover. Passt eigentlich inhaltlich überhaupt nicht zu meiner aktuellen Gefühlswelt, aber irgendwie hat das Lied doch etwas sehr hypnotisches. Es ist übrigens Teil eines kostenlosen Download-Albums namens "Golden Opportunities Mixtape", das Okkervil River mal eben vor ihrem letzten Album erstellt haben!

The Lawrence Arabia - The Beautiful Young Crew
Ganz nette Band aus England, die Okkervil River in HH supportet hatten und die eigentlich ziemlich an mir vorbei gingen, bis zu als letztes dieses Lied spielten. Ein ziemlich fieser Ohrwurm, der einen richtig böse in den Bann zieht. Gut, wird wohl auch seinen Grund haben, warum sie ihn als letztes gespielt haben und warum es das erste Stück auf ihrer Myspace-Seite ist. Man könnte es ihren Hit nennen...

Bonnie "Prince" Billy - My Life
Es ist Winter und dies ist ein Winterlied. Was soll man da noch sagen...

#14

Das Leben dreht sich zur Zeit mit unglaublicher Geschwindigkeit, alles passiert in einer unglaublichen Intensität. Es gibt so viele Gründe glücklich zu sein und so viele Dinge, die mich nachdenklich machen. Und meist hat es mit Menschen, Orten und Dingen zu tun, die mir am Herzen liegen.

Vor einigen Tagen erhielt ich eine Nachricht, dass eine der Lehrerinnen in Beit Urian Krebs gestorben ist. Sie hatte erst in Sommer davon erfahren und es war bereits zu spät für eine erfolgreiche Behandlung. Andrea hinterlässt zwei Kinder. Ich will hier keine Warum?-Frage in den Raum werfen und Theodizee-Diskussionen liegen mir erst recht fern, aber dennoch überwältigt mich die gänzliche Sinnlosigkeit solcher Ereignisse.
Etwas von meiner persönlichen Ebene entfernter sind folgende drei Todesfälle, die in der jüngsten Vergangenheit geschahen: Ein Schiff der Reederei, die auch unsere Schiffe bereedert, hat in einem US-amerikanischen Hafen Ladung gelöscht, dabei wurde ein ein Gastank beschädigt. Einer der Stevedores (Leo bietet hier die Übersetzung Schauermann an, ich würde wohl Hafenarbeiter sagen) wollte sich den Schaden mal anschauen und als er nicht zurückkam, ging ein zweiter Stevedore nach dem ersten suchen. Obwohl es Schutzausrüstung an Bord gab, die nur hätte geholt werden müssen, ging auch noch ein dritter nach den ersten beiden schauen. Alle drei kamen um, weil der Tank Leck geschlagen ist und ein zwar ungiftiges, aber im Vergleich zu Sauerstoff schweres Gas austrat und den Sauerstoff im Laderaum verdrängte.

Noch mal zu Beit Uri, diesmal etwas positiveres: Unsere Mitgliederversammlung vor fünf Wochen war sehr schön und produktiv mit viel Disskussion, aber auch vielem schönem Beisammensein und selbstgemachten Falaveln, hmmm... Am späten Nachmittag löste sich die Gruppe auf und ich bin dann noch nach Stuttgart reingefahren. Das war etwas gespenstig, an dem Samstag war Mitternachtsshoppen in der Innenstadt, also alles gerammelt voll mit Freunden des hemmungslosen Konsums. Dementsprechend hab ich mich in ein Kino verzogen; es passte bis zum nächsten Zug nämlich noch genau, mir "Let's make Money" anzusehen. Als in Finanzmarkt-nahem Job tätigen Menschen, wollte ich mir diesen Film nicht entgehen lassen, versprach er doch einen kritischen Blick auf die Branche bzw. eine Darstellung der Ursachen der aktuellen Krise, die ja schon über eine reine Finanzkrise hinaus gegangen ist. Einen wirklich klar zusammenhängenden Blick wird der Film einem aber nicht verschaffen, soviel vorab. Es werden vielmehr einzelne Puzzle-Teile vorgestellt, von denen das ein oder andere aneinanderpassen, aber das ganze Bild wird man angesichts der Komplexität der Materie vermutlich nicht bekommen können, oder wenn, dann nur mit Hilfe weiterer Recherche. Genau dort liegt meiner Meinung nach etwas die Verwundbarkeit des Films. Jemand, der meint, nur mithilfe dieses Filmes Zusammenhänge der Finanzwirtschaft verstehen zu können, macht sich mit Sicherheit etwas vor.
Es ist ein Einfaches, sich den ein oder anderen eindimensionalen Menschen aus dem Film herauszugreifen und dann über die Verderbheit der Menschen zu lamentieren. Na ja, jedenfalls hat der Film aber auch sehr gut erklärte Elemente, wie z.B. die Passage über die Steueroasen vor Englands Küste: Guernsey, Jersey, Isle of Man und wie sie alle heißen.

Sehr deutlich und klar dargestellt wurden auch die Strategien der Weltbank, Dritte-Welt-Staaten Kredite zu geben und sie zu unnötigen Infrastrukturmaßnahmen zu überreden. Diese werden dann selbstverständlich von westlichen Firmen umgesetzt, die erhofften Folgen der Investitionen treten aber nie ein. Dementsprechend können die betroffenen Länder ihre Zins- und Tilgungslast nicht erbringen und die Weltbank kann genüßlich ihren Maßnahmenkoffer aus Privatisierung, Marktliberalisierung, etcetc. auspacken. Den Rest kennt man ja...

Sehr spannend und emotional ist übrigens auch ein Artikel im aktuellen Dummy-Magazin. Das Heft wurde in der letzten Ausgabe mit dem Arbeitstitel "Neger" angekündigt, wurde im Endeffekt aber als "Schwarze" veröffentlicht, auf die dazugehörige Diskussion geh ich jetzt mal nicht ein. Jedenfalls gibt es im Heft einen längeren Artikel von einem Autor, der zu versunkenen Sklavenschiffen vor der Küste der USA taucht und deren Geschichte erforscht bzw. beschreibt. Wirklich sehr gut zu lesen und empfehlenswert!

An dieser Stelle erzähl ich immer wieder gern, dass Sklaverei kein Kapitel im Geschichtsbuch ist, etwas gruselig, aber zum Glück vorbei, sondern im Gegenteil immer noch Realität. Neulich war ein sehr ausführlicher Artikel über den Menschenhandel zwischen Äthiopien und z.B. Dubai in der Süddeutschen. Leider im Internet nicht mehr nachzulesen, aber wen das Thema interessiert, der findet genug Quellen im Internet. Ich mach mir mal eine geistige Notiz, euch einmal eine Liste von diesbezüglich aktiven NGOs rauszusuchen.

Auf eine Gruppe, die in einem anderen Bereich aktiv ist, möchte ich aber bereits jetzt hinweisen und zwar auf die großartigen Medica Mondiale. Die von der Kölner Ärztin Monika Hauser gegründete Organisation setzt sich für traumatisierte Frauen und Mädchen in Kriegs- und Krisengebieten ein und ist wirklich sehr aktiv. Genauere Infos zu den einzelnen Kampagnen zum Kongo, zu Afghanistan und den Balkanländern findet man auf der Homepage. Für die Arbeit wurde Medica Mondiale dieses Jahr verdienterweise mit dem alternativen Nobenpreis ausgezeichnet. Ich freu mich sehr darüber!

Und wo wir gerade beim gepflegten Gutmenschentum sind, haha, gleich noch ein bisschen Werbung, mal über das Thema Organspende nachzudenken. Selbiges habe ich unlängst getan und bin zu dem Schluss gekommen, künftig einen Organspendeausweis mit mir herumzutragen. Viel gehört da nicht zu, einfach online Informationen durchlesen, Ausweis ausdrucken und einigen nahen Menschen (insb. Familie) darüber informieren, so dass sie im Fall der Fälle vom eigenen Wunsch wissen. Das Thema Organspende ist ja zwangsläufig mit dem Thema Tod verbunden, für mich selbst kein einfaches Thema. Auch wenn ich in meinem Leben noch keinen mir wirklich nahestehenden Menschen verloren habe, beschleicht mich doch ein mulmiges Gefühl, wenn ich auf der o.g. Internetseite die Beschreibung duchlese, wann genau ein Mensch klinisch tot ist. Hmm, die Vorstellung, dass jemand anderes dann sein Leben weiterführen kann, wenn man selber nicht mehr lebt, hach, das ist mal echt emo...

Apropos Emo, vielleicht auch mal wieder ein bisschen was zum Thema Musik. Die Fleet Foxes werden ja überall abgefeiert, Grund eigentlich genug, sie hier nicht zu erwähnen. Aber "Tiger Mountain Peasant Song" ist einfach zu schön, um es zu verschweigen. Mich hat der Song im Sommer total erwischt, als ich in Magdeburg (na ja, eher im Nirgendwo bei Magdeburg) war anlässlich des Besuches der Beit Uri-Delegation. Ich lag schon im Bett, der Laptop spielte noch Musik und irgendwie war das Album in die Playlist geraten. Das Faszinierende ist, dass das Lied über winzige Laptop-Lautsprecher ohne vernünftigen Bass und Höhensteuerung viel intensiver finde, als über eine vernünftige Anlage gespielt. Es klingt dann noch viel weiter weg, noch surrealer, noch viel zerbrechlicher.

Vor einigen Wochen, als es mir entschieden schlechter ging als heute, fiel mir die "Kuddel" von Matula in die Hände. Also für solche Tage ist das schon ein ziemlich klasse Album. Heute könnte ich es mir zwar nicht mehr anhören, aber "4,8 Milliarden" muss noch auf ein Mixtape, fragt sich nur noch, für wen.

Eine Band, die ich mir heute definitiv anhören könnte, sind die wunderbaren Fire Team Charlie. 90ies Timemachine hoch 3! Unbedingt anhören, z.B. die letzten drei Stücke auf der Myspace-Seite. Und mit etwas Glück kommen die Jungs nächstes Frühjahr mit End of a year auf Tour, das wäre momentat mein absolutes Traum-Heartcore-Double-Feature... Wo wir gerade bei Retro-Emo sind, kann man ja auch gleich mal wieder die "Syncopated Synthetic Laments for Love" von Yaphet Kotto auflegen, ein Meisterwerk. Die Band war in vielerlei Hinsicht doch sehr außergewöhnlich und es war teilweise eher Zufall, dass ich sie auf ihrer letzten Tour noch sehen konnte. Es war besagte Tour, bei der nach den einschlägigen Szenegerüchten die Bandmitglieder bereits so voneinander angepisst war, dass der kleine Anlass ausreichte um Shows in der Mitte abzubrechen.

Nach gefühlter Ewigkeit von Banalem zeigt das Haus der Fotographie der Deichtorhallen endlich mal wieder große Fotographie. Zum Einen eine Retrospektive auf das Werk von Kiyoshi Suzuki, einer Lichtgestalt der japanischen Fotographie. Wobei Lichtgestalt vielleicht nicht die allerpassenste Beschreibung ist, da Suzuki, der vorwiegend schwarz-weiß fotographierte, eher mit Schatten und Dunkelheit arbeitete, als mit Licht. Seine Motive sind sehr gefühlvoll, viele Portraitfotos, die zwar nie inszeniert sind, aber dennoch sichtbar zeigen, dass Suzuki sehr viel eigene Sehnsüchte und Vorstellungen in seine Motive einfließen lässt. Wer auf eine etwas weniger epochale japanische Version von Robert Frank Lust hat und s/w-Fotographie liebt, sollte sich diese Werksschau auf keinen Fall entgehen lassen!

Parallel zeigt das Haus der Fotographie "early american color fotography", Anfänge der Nutzung der Farbfotographie als künstlerisches Medium. Wie man sich unschwer vorstellen kann, war den großen amerikanischen Pionieren der S/W-Fotographie die neue Technik eher suspekt, so wird von Walker Evans der Ausspruch überliefert Farbe bzw. Farbfotographie wäre unweigerlich vulgär. Wie so oft brauchte es also junge Künstler, die eine Bresche für die Farbfotographie schlugen und exemplarisch werden von den Deichtorhallen hier Joe Maloney, Joel Meyerowitz, Stephen Shore und Joel Sternfeld vorgestellt. Unglaublich begeistert hat mich dabei letzterer, ein unerreichbarer Gott in Sachen Komposition und Bildaufbau. Der Mensch muss ein unglaubliches Gespühr für Perspektive und Ausschnitte gehabt haben, viele seiner Bilder lassen einen minutenlang davor stehen bleiben um auch noch das letzte Detail und den letzten Winkel aufzusaugen. Die anderen drei Fotographen verblassen meiner Meinung nach etwas hinter Sternfeld, nicht zuletzt weil sie weniger mit Menschen arbeiten und in den meisten Fällen sehr reduzierte Objektfotographie versuchen. Vielleicht hätte man dem Spannungsbogen zu Liebe Sternfeld ans Ende, nicht an den Anfang der Ausstellung setzen sollen.

Sunday, November 02, 2008

#13

yo, war ein schönes Wochenende. Erst Freitag abend auf ner Halloween-Party von Kollegen gewesen inkl. der üblichen Verkleidung (fotos folgen ... vielleicht). Dann auf dem Heimweg noch auf einer Party in der Nachbarschaft gelandet und dort versackt. Aber: folgende Top 3 dieser Party blieben hängen:
1 - "Ey, ich muss sagen, vom Profil her siehst du aus wie Obama" - Unbekannte Dauer-Kifferin #1
2 - "Als Lesbe muss ich sagen, dass die Texte der Musik absolut scheiße sind" - Unbekannte Dauer-Kifferin #2, nachdem bereits 3 Stunden nonstop Dancehall-Reggae in der Anlage läuft. Aber recht hat sie..
3 - Der Weinbau-Student, der zum Praktikum nach Hamburg (!) gekommen ist, aber vermutlich hiermit nichts zu tun hat.

Samstag hieß es dann erst einmal ausschlafen und irgendwann bei Heiko abhängen und schön veganen Stollen essen (in Reminiszenz an ein früheres Wochenende). Später dann in einer anderen WG aufgeschlagen und dort freundlicherweise die Ergebnisse eines WG-Kochens genießen dürfen. Danke, Tobi! Merkwürdig waren nur die Leute vom Running Dinner, die zur gleichen Zeit die Küche nutzen. Es handelte sich scheinbar um eine Veranstaltung nur von oder für Phillips-Mitarbeiter und mindestens einer von denen löste bei mir sofort die Assoziation "Junge Union" aus. Anschließend mit Tobi Tobbes Richtung Mandarin-Kasino aufgebrochen und den guten auch noch überreden können, mit reinzukommen. Und es hat sich wirklich gelohnt: Mr. Oizo ist ja mal ne coole Sau und hat den Laden gerockt. Das Set von Steve Aoki war ebenfalls excellent, kam mir aber fast vor als hätte er diesen Mix zu großen Teilen einfach nachgespielt (nachgelegt?).
Non-Highlights des Abends:
- Fußboden war mit Glassplittern übersät, es galt also das Gleichgewicht zu halten...
- Security wollte Situation auf und vor der Bühne kontrollieren, in dem sie sich vorne auf die Bühne postierten. Wär ja auch halbwegs ok gewesen (s.o.), wenn sich nicht der größte von den Honks direkt vor den DJ gestellt hätte...
- Typen, die mich fragen, ob ich ihnen speed verchecken kann...
- Die Garderobe is a joke, yo!
Das aber nur am Rand, die Party war ein Kracher, bei Whitey hab ich dann aber irgendwann aufgegeben und bin nach Haus geradelt..

So, heute ist erst einmal Ruhe angesagt und
schön Musik hören... Gerade habe ich einen lange angedachten Plan ausgeführt und mich als Fördermitglied vom FSK angemeldet. Kann ich allen Hamburgern nur ans Herz legen... das FSK ist ein freier, nicht-kommerzieller Radiosender, der sich kritisch mit lokalem und internationalen Geschehen auseinader setzt, unerlässliche Informationsquelle bei regionalen Demos und noch vieles mehr ist. Seit einer Weile ist die Firma, in der ich arbeite, dem entsprechenden Branchenverband beigetreten und legt dort pro Jahr mehrere Tausender auf den Tisch. Davon finanziert der Verband u.a. ein kleines Büro in Berlin, in dem fleißige PR-Leute und Juristen unverbindliche Vorformulierungen und Hilfeleistungen für die entsprechenden Ministerien erarbeiten. Man könnte auch Lobbyismus dazu sagen... Na ja, lange Rede, kurzer Sinn: Die sogenannte Industrie (egal welche) verwendet ne Menge Ressorcen darauf, ihren Einfluss gelten zu machen und auf der anderen Seite tue ich mich im Allgemeinen schwer, auch nur ein paar Euro für ein lokales Projekt abzudrücken. Na ja, ist ja auch oft ne Frage, wieviel Geld mensch so in der Tasche hat... Auf der anderen Seite kann Geld in positive Dinge zu stecken nicht die Lösung dagegen sein, dass Unternehmen ihr Geld in gesellschaftlich kontraproduktive Dinge stecken (genau so wenig wie Biofleisch eine effektivere Alternative zu Massentierhaltung als Vegetarismus ist, gell? [kleiner Insider])...

Was die nächste Zeit angeht:
- nächsten Samstag (08.11.) spielen Patterns und Tar Feathers in der Astra-Stube. Da ich in Stuttgart bei der Tamli-MV bin, werd ich nicht hinkönnen, allen hierbleibenden sei es aber ans Herz gelegt...
- in genau zwei Wochen (16.11.) werden wir mit Pink Tank endlich wieder aktiv, diesmal mit Affordable Hybrid aus Schweden und Girolamos Walk aus Hamburg. Für die Konzertankündigungen musste ich irgendwann mal deren Namen fehlerfrei schreiben können (giralamos? girolomos?...) und konnte mir nicht anders helfen, als mit der Eselsbrücke Giro(konto) und Lamos wie in Lamentieren, arghhhh.
- am 07.12. machen die großartigen Our Turn ein noch viel großartigeres Matinee in der Flora mit u.a. Zann!!! Deren letztes Album "Three Years in the Desert" hat sich nach einer längeren Anlaufzeit in meinen Gehörgängen festgefressen und will dort auch nicht mehr raus. Ick freu mir ja sooo auf den Termin!
- am 13.12. ist Winterfest im Epplehaus in Tübingen. Mein Schlafplatz wäre schon mal gesichert beim Markus, bleibt nur noch die etwas essentiellere Frage nach dem Sitzplatz in einem Auto. Tübingen ist ja nun mal nicht gerade um die Ecke von hier...

was man noch so machen kann:

- 56k hat gerade eine Ausstellung in der Vicious Gallery und dat Janze läuft noch bis zum 15. November
- "Mein liebster Feind" anschauen

Sunday, April 01, 2007

#12

Zum ersten Mal seit langem war heute absolut lern- und arbeitsfreier Sonntag. Statt dessen Sonnenschein, ein Eis im Park und Besuch der Sammlung Frieder Burdain Baden-Baden. Zur Zeit sieht man dort die Polke-Retrospektive. Meine Gefühle waren gemischt: Einerseits hat Polke einen sehr eigenen Stil und einen erfrischend augenzwinkernden Ansatz, andererseits war die quantitative Ausrichtung an manchen Stellen anstrengend. Ist es nötig jede kleine Kugelschreiber-Skizze auszustellen? Nicht dass man auch in ihnen den Humor Polkes wiedererkannte oder zumindest eine gute Idee, aber neben dem Witz ging auch die krude Ästhetik mit der 30. Kartoffelkopf-Zeichnung verloren.
Bezüglich dieser war ich bisweilen an die Lauterer Betonmenschen erinnert, die für mich davon ganz abgesehen wie ein verzweifelter Versuch wirken, der Außenwelt zu signalisieren: Hey, wir können auch über uns selbst lachen (wenn wir denn wollten).
An Lautern wurde ich auch an einer anderen Stelle erinnert: Polke hat Dürers Hasen in einer mit wenigen Strichen gezeichneten Hommage (Count Olaf würde jetzt sagen: Hommage, das ist finnisch für Kopie) wiederbelebt. Dürers Stil wird auch in einem Bild der aktuellen Ausstellung im Neocon (immer noch: Richard-Wagner-Straße, neben dem Benderhof) nachempfunden: Die Bilder der Israelin Nava Astrachan zeigen Boulevard-Magazin-Covern nicht unähnlichen Frauenkörper in Zeichnungen mit Bezug auf verschiedene Kunstepochen. Noch bis zum 10. April zu sehen! Nicht verpassen!
Übrigens steht bzw. liegt in Dürers Heimatstadt Nürnberg eine weitere, sehr interessante Dürer-Hommage: Die Skulptur einer überdimensionalen verendenden Version des Hasen.
Zuletzt hier noch der Hinweis auf unser nächstes Konzert: Am kommenden Mittwoch, den 4.4. sind im Underground Towers aus Philadelphia zu Gast mit ihrem
Hochgeschwindigkeits-Potpüree aus HC, Screamo und Metal. Ebenfalls spielen werden Kaiserslauterns Unholy Chainsaw Abortion of Doom, HEK aus Mainz und Hardfisted Gunsmith, das Nebenprojekt von Dioramics Arkadi und Unholys Max. Einlass wie immer ab 20 Uhr.
Wie schon so oft behauptet wird es wieder mal das auf absehbare Zeit letzte Konzert sein, das wir veranstalten, also kommt am Mittwoch vorbei und feiert mit uns!

Sunday, March 18, 2007

#11

Ich fasse mich kurz: Das Poetry Slam war wieder gut besucht, es gab interessante Geschichten und die Rheinpfalz erkennt: Kaiserslautern ist nicht Brooklyn. Hätte ich aber auch kein Problem mit. Aus Brookly kommen z.B. innovative Bands wie Japanther. In Kaiserslautern brüstet man sich bestenfalls mit Bands wie den Spermbirds und die haben schon zu ihren Hochzeiten das Rad nicht gerade neu erfunden.
Erin Tobey, morgen live im Underground, kommt hingegen nicht aus Brooklyn, sondern aus Richmond, Heimat so grandioser Bands wie Strike Anywhere. Als Support spielt Francois Virot aus Lyon.
Apropos Frankreich: In letzter Zeit dreht Johnny Cashs "Live in San Quentin" öfters seine Runden in meinem CD-Player. Erst gestern fiel mir auf, dass Saint Quentin, die französische Namensgeberin für jenen Knast, Partnerstadt von Kaiserslautern ist.
Ebenfalls sehr häufig befindet sich auch "Arms As Traps" von Taughtme im CD-Player, sehr zu empfehlen!!!

P.S. Irgendwie frage ich mich gerade, ob ich tatsächlich so anglophil bin oder es in den Einträgen hier immer nur so wirkt...

P.P.S. Als kleiner Ausblick für die Zukunft: Ein langhaariger Poet plant eine Art Vor-Dokumenta in Kaiserslautern zu veranstalten. Künstler mit Interesse am Mitgestalten, bitte meldet euch! (Und für alle die mich nur vom Schreiben kennen: mit dem Poeten meine ich mich nicht selbst! Ich leite alle Anfragen dann weiter!)

P.P.P.S. Gerade vom Martin erfahren: heute abend (sonntag 18.03.) um 00.30 kommt auf WDR die ROCKPALAST aufzeichnung vom INTRO INTIM 26.02.07 in köln/gebäude 9 mit THE ALBUM LEAF und THE JAI ALAI SAVANT! Unbedingt anschauen oder neumodischen Videorecorder-Ersatz programmieren!!!

Sunday, March 04, 2007

#10

Hier ein Lebenszeichen nach langer Stille...

Vergangenheit: Jason Molina (live in Karlsruhe am 8.2.) war grandios, nur völlig zu kurz. Er kommt aber wieder und zwar mit kompletter Mannschaft, d.h. mit Hauptband Magnolia Electric. Deren "What comes after the blues" ist inzwischen in meinem Besitz, leider aber etwas zu langsam und zu ruhig. Vielleicht sind ja die alten Songs: Ohia Sachen rockiger...
Verpasst habt ihr Comadre, Graf Orlock, Celeste & Sangre im Juz Mannheim am 2.3. Eine Offenbarung, ehrlich! Comadre haben dermaßen gute Laune gemacht und den Teppichboden gerockt, mir fehlen einfach die Worte. Graf Orlock mit ihrem "Hollywood-Grind" waren auch genial, ein Filmsample nach dem anderen... "Kalima, Kalimaaa, Kalimaaaaaa....". Celeste (Flyer: "Breach meets Orchid") haben mich mit ihrem Stroboskop zwar nah an den epileptischen Anfall gebracht, waren aber ebenfalls sehr gut. Van Johnson nicht unähnlich, wie wär’s mit einem neuen Genre namens Dreamo?
In Kaiserslautern können wir da nicht mithalten und dazu sind wir jetzt auch nicht mal T-City, gewonnen hat den gleichnamigen Wettbewerb Friedrichshafen. Adina hat übrigens festgestellt, dass Kaiserslautern weitaus sympathischer wäre, wenn durch die Innenstadt ein Fluss fließen würde, an dessen Ufer man abends gemütlich sitzen könnte. Auch eine Art Breitbandanschluss, haha.


Zukunft: Poetry Slam!!! Nächsten Sonntag, den 11.3. ist es wieder soweit: Im Benderhof regiert das gesprochene Wort! Beginn wieder 20 Uhr!
Der Spiegel hat in einer der letzten Ausgaben einen leicht gehässig angehauchten Artikel über Poetry Slams geschrieben. Manche "Kritikpunkte" hatten schon einen wahren Kern, nur wurde das Image des Poetry Slams als Auskotzort von Befindlichkeiten dermaßen mit "Fakten" zementiert, dass man sich über die Reproduktion dieses Klischees in der Realität nicht wundern muss. "Diese Schublade wird ihnen präsentiert vom Spiegel", Jingle, Schwarzblende.
Am 19. März, ein Montag, ist Konzert mit Erin Tobey (Richmond, Virginia, US) und Francois Virot (Lyon, FR) im Underground. Als Bezeichnung für Tobeys Musik habe ich auf einer Internetseite das schlimme Wort Antifolk gelesen. Fand ich gut, musste ich gleich übernehmen. Hört euch Floatsom in the Wake an, ist ein hartnäckiger Ohrwurm...
Anmerkungen zum Antifolk-Revival: Adam Green war ja schon extrem nervig und bis vor kurzem dachte ich, jetzt habe man von dem ganzen Mist, der einem damals unter dem Label Antifolk angepriesen wurde Ruhe, aber die Musikpresse ist ja nicht auf den Kopf gefallen. Jetzt heißt der Anti-Spaß Weird Folk und statt Greens gelangweilter Visage darf jetzt Sufjan Stevens die Hochglanz-Cover besetzen.
Apropos besetzen: Das Ungdomshuset ist geräumt und die Faderhuset darf jetzt fröhlich Gottesdienst feiern, sobald sie den Abriss hinter sich haben. Danke Kopenhagen, danke Ritt Bjerregård!

P.S.
Sollte die Berichterstattung hier weiter so schleppend verlaufen, dann besucht mal www.raus-aus-kl.de, ein neuer Blog über Veranstaltungen und ähnlichen Schnickschnack in Kaiserslautern! Mehr Updates als hier, versprochen!

P.P.S. Ich warte immer noch darauf ob sich jetzt eher Eyelinercore oder Kajalmetal durchsetzt für My Chemical Romance, The Bled und Konsorten. Screamo als Bezeichnung ist ja mittlererweile durch inflationären Gebrauch unwirksam geworden und dass sich Schwarz-gefärbte-Haare-Rock durchsetzen wird ist fraglich. Aber wer weiß vielleicht sind das ja E.-Core und K.-metal auch zwei unterschiedliche Genres, mein Gott bin ich uninformiert...

P.P.P.S. Heute ist Digitalcouch! Hingehen!

Monday, January 15, 2007

#9

2007, hallo! 2006, war da was? Die Guggenheim-Sammlung zu Besuch in Bonn zum Beispiel.
Warteschlangen wie man sie nur aus Mensen kennt und das 20 Jahrhundert im Schnelldurchlauf: Kandinsky, Picasso, Marc, Beckmann, Pollock, Warhol, Lichtenstein, die großen Namen eben. Meine persönlichen Highlights: Die Arbeiten von Robert Rauschenberg, Jan Müller und Jean Dubuffet. Als Kunstbarbare habe ich natürlich keine Ahnung von Kunstgeschichte und war daher inspiriert von der Bezugnahme der jeweiligen Stile auf die jeweilige Epoche. Die Verarbeitung bzw. Bezugnahme der Surrealisten auf Freud, die Verweise der sehr figurativ orientierten Post-Surrealisten im Nachkriegseuropa auf den Existenzialismus.
Ja, 2007 begann dann auch nicht schlecht. Zwei "Festivals" im Juz Mannheim hintereinander am 05. und 06. Januar. Einmal abwechslungsreicher Hardcore (u.a. Lt. Mosh, The Now-Denial) und einmal Coverfestival (mit Limp Wrist, DS-13 u.v.a.). Was soll ich noch sagen, so großartig war es im Juz schon lange nicht mehr, letztes Mal vielleicht auf dem Trashfest vor 3 Jahren. Fotos gibt es bald auf der Else-Seite und genauere Reviews bei Fomp.
Genug in der Vergangenheit geschwelgt, was gibt es in den kommenden Wochen zu erleben? Erst einmal sollte jeder Lauterer einen Abstecher ins KLIK-Labor (im ehemaligen Gringos) machen, eine Kneipe mit Informationsstand oder umgekehrt. Egal, ich war noch nicht dort, es soll aber sehr urban sein, haha. Ein paar Tage noch läuft wohl die aktuelle Ausstellung im Neocon, das jetzt Neokoon heißt. Handyfotography als Kunstform, nichts neues, aber gut.
Konzerte gibt es auch jede Menge anzukündigen:
Nächste Woche Freitag (19.01.) mit den Scars Come Clean, Unholy und Snowblind Syndrom im Underground, eine Kollaboration von uns mit den Lipstickern. Dann bald der nächste Shitkickers Ball (von den Lipstickern alleine) am Samstag, den 27.01. und unsere nächsten Shows am 30.1. mit Musica da Cucina und am 05.02. wie versprochen mit Uzi & Ari und vermutlich großartigem Support (Palomine).
Noch ein Tipp zum Abschluss gefällig? Jason Molina (Songs Ohia, Magnolia Electric) spielt am 08.02. in Karlsruhe, sollte man sich nicht entgehen lassen.

Sunday, December 17, 2006

#8

Wie versprochen ein kleiner Rückblick: Das Poetry Slam letzten Sonntag ist wirklich gut gelaufen. Zwar haben sich anfangs nur 3 Vortragende gefunden, aber dafür war der Laden voll. Circa 50-60 Gäste waren es wohl insgesamt, genau nachzählen könnt ihr ja auf den Bildern. Es haben sich dann im Laufe des Abends noch zwei weitere Teilnehmer gefunden, so dass auch genug Programm zusammenkam. Schön, der nächste Termin wird etwa im März sein.
Bis dahin wird es aber nicht langweilig werden, euer Daumendrücken hat geholfen, wir haben einen Termin mit Uzi & Ari bekommen. Das Konzert wird am Montag, den 05.02. voraussichtlich im Kramladen an der Uni stattfinden. Zum Einstimmen werde ich mir in den nächsten Tagen deren letzte EP bei Green Hell bestellen.
Auch wenn ich mich jetzt vielleicht als Masochist oute, aber ich habe allen Ernstes alle 2000 Artikel der Cheapo-Liste durchgesehen. Ja, so ist es recht, sonst gegen den Konsum wettern, aber dann eine Stunde lang im Schnäppchenfieber Internetseiten durchforsten. Gelohnt hat es sich nicht wirklich, das einzig interessante, das ich gefunden habe ist die letzte Aqueduct-CD für etwa 4 Euro. Mal schauen, wie die ist, der Titel "Hardcore Days & Softcore Nights" ist auf jeden Fall deluxe.
Noch bis Mitte der kommenden Woche könnt ihr euch die Arbeiten von Andreas Becker im neocon anschauen, einer Galerie, die (praktischerweise gleich neben dem Benderhof) neu aufgemacht hat. Die Bilder sind meist sehr persönlicher, fast schon introvertierter Art, spielen aber immer mit der Popkultur im Allgemeinen. Es gibt einige Bilder, in denen Gesichter und Köpfe mit diversen Slogans kombiniert werden. In Erinnerung blieb mir z.B. "Two Wrong don't make it right" das mich an Mogwais grandioses "Two Wrong Don't Make One Right" vom Album "Rock Action" erinnerte.
Von "neu aufmachen" mag man beim "neuen" Nirvana nicht ganz reden. Der Club in der Mühlstraße hieß vorher IN, davor Fillmore, davor wohl auch wieder In und wechselt alle halbe Jahre den Besitzer. Jeden Donnerstag gibt es jetzt laut Flyer "Darkwave, EBM & Goth". Interessanterweise gibt es Dutzende solcher Darkwave-Abende, im Flash, im Kramladen, etc. Ich hatte zwar nicht den Eindruck, dass dort viel los ist, aber es muss schon einige Leute geben, die sich das anhören.
Immerhin hält sich schon seit einiger Weile ein Klamottenladen für "Grufti"-Bedarf in der Richard-Wagner-Straße und es gibt mittlererweise ein Webportal für Düsteres aus Lautern.
Wer zum Lachen nicht in den Keller gehen muss, sollte sich am 29.12. das Buster Keaton-Doppel-feature auf arte nicht entgehen lassen. Immer noch besser als zu Sylvester aus Tradition über "Dinner for One" zu lachen.
Apropos "immer noch besser": neulich wieder gehört: "Immer noch besser im Taxi zu weinen, als im HVV-Bus oder nicht?" Danke an Kettcar für diese Erkenntnis.